SANDRO MATTIOLI

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Der Froschkönig

1. Juli 2013 von S M

Rexhep Arapi, ein Froschfänger in Albanien. Foto: Sandro Mattioli

Nein, nicht. Noch nicht. Andon Shakaj hält den Türgriff seines schweren Geländewagens in der Hand und macht keine Anstalten, die Tür zuzustoßen. Der V6-Motor rumort schon eine Weile nicht mehr, der Wagen ist im asphaltierten Hof des Fabrikgeländes zum Stehen gekommen, doch der kleine Mann daneben bewegt sich keinen Schritt. Eigentlich könnte er jetzt vorangehen, durch das Rolltor, könnte die versprochene Besichtigung der Froschschenkelfabrikation beginnen. Shakaj aber, dem hier alles gehört, hat einen anderen Plan. Hier, hinter beige gestrichenen Betonmauern mit wenigen Fenstern verborgen, wird eine Delikatesse hergestellt, eine Delikatesse, die in Italien und Frankreich die Gourmets glücklich macht. Doch Shakaj will seinen Stolz lieber nicht zeigen. Er will weg. „Steigen wir ein, ich möchte Euch wo hinbringen“, sagt er. Man widerspricht ihm nicht, keiner tut das.

Novoselë, Albanien  Juli 2013, Beef

Shakaj setzt den Fuß wieder auf das Trittbrett des Nissans und schwingt seinen kleinen Bauch in die Höhe. Der bullige Kasten soll wohl unterstreichen, wer hier der Chef ist, vielleicht seine sanftmütige Erscheinung übertünchen. Jedenfalls dreht Shakaj den Zündschlüssel im Schloss, der Motor röhrt, irgendetwas quietscht. [Weiterlesen…]

Kategorie: Artikel, Lieblingstexte Stichworte: Adria, Albanien, Armut, Ausland, Beef, Beschaffung, Devisen, Feinschmecker, Flucht, Froschschenkel, Gourmet, investigativ, Italien, Journalismus, Journalist, Jugoslawien, Mattioli, Paris, Reportage, Reporter, Restaurant, Risotto, Roma, Sandro, Sinti, Staatsunternehmen, Tito

Mafioso außer Dienst

3. Juni 2013 von S M

Du musst wissen, welcher Knopf der richtige ist. Es ist eine typische italienische Klingelanlage: mattsilberne, runde Knöpfe, auf den Schildern daneben sind Namen eingraviert. «Bonaventura» brauchst du gar nicht erst zu suchen. Doch neben einem Knopf klebt ein handbeschriebener Zettel mit einem anderen Namen, seinem Tarnnamen. Es wirkt, als würde jemand hier nur für ein paar Wochen leben, vorübergehend. Der Zettel hängt jedoch seit Monaten. Diesen Knopf drückst du.

Irgendwo in Süditalien, Juni 2013, Reportagen

Ein Summen, ein kurzes Knattern, die Tür fällt hinter dir krachend ins Schloss, und du bist in einem Hauseingang: auf festem Marmor, die Wände sind ebenfalls marmorgefliest, bis ganz nach oben, die Decke ist freundlich gestrichen. Die Tür zum Aufzug stemmt sich wie jede Aufzugstür zunächst gegen das Aufziehen, dann kommt sie dir mit Schwung entgegen. Du drückst ein weiteres Mal auf einen Knopf, diesmal einen schwarzen, fährst einige Stockwerke nach oben und stehst vor einer Tür, einer normalen italienischen Wohnungstür in einem normalen italienischen Wohnhaus; sie scheint aus Holz zu sein, ist aber aus Metall. Diese hier ist sogar eines jener Modelle, die beim Schließen mehrere Riegel in den massiven Türrahmen treiben, weil in Italien doch so viel gestohlen wird. Vor Schüssen aber schützt sie nicht. [Weiterlesen…]

Kategorie: Italien, Lieblingstexte, Mafia, Reportagen Stichworte: 'ndrangheta, Bande, Camorra, Clan, Cosa Nostra, geheim, Italien, Journalist, Kalabrien, Kronzeuge, Mafia, Mattioli, Mord, Omerta, Pentito, Reportagen, Reporter, Sandro, Sandro Mattioli, Sicherheit, Staatsanwalt, verfolgt

Der Vierte Mann

12. Oktober 2011 von S M

And.y, die musikalische Eminenz im Hintergrund bei den Fantastischen Vier
And.y, die musikalische Eminenz im Hintergrund bei den Fantastischen Vier

Stuttgart, Oktober 2011, Kontext:Wochenzeitung

Andreas Rieke ist einer der größten Popstars in Deutschland, und doch kennt ihn kaum jemand. And.Y, so sein Künstlername, ist der letzte der Fantastischen Vier, der noch in Stuttgart lebt. Der Tonbastler Ypsilon wirkt oft schüchtern. Er schraubt in seinem Tonstudio in einem Keller im Süden der Stadt an neuen Liedern und bleibt auf der Bühne lieber im Hintergrund. Im Interview entpuppt er sich wider Erwarten als unterhaltsamer und amüsanter Gesprächspartner. [Weiterlesen…]

Kategorie: Interviews, Lieblingstexte Stichworte: And.y, Arrangeur, Baden-Württemberg, Band, Benztown, Charts, Die Fantastischen Vier, HipHop, Hit, Journalist, Komponist, Mattioli, Musik, Pop, Reporter, Sandro, Sandro Mattioli, Star, Studio, Stuttgart, troy

Ein Leben mit Büchern

16. Juni 2011 von S M

Inge Feltrinelli. Foto: Sandro Mattioli

Heidelberg, 6.7.2011, Kontext: Wochenzeitung

Die Verlegerin Inge Feltrinelli, geborene Schönthal, hat kürzlich die Ehrendoktorwürde der Universität Heidelberg verliehen bekommen. Sie blickt auf achtzig Jahre eines hochspannenden Lebens zurück: Ihr Vater war Jude, weswegen sie im Nationalsozialismus die Schule verlassen musste. Sie traf als Fotografin Größen wie Ernest Hemingway, heiratete Giangiacomo Feltrinelli, einen italienischen Millionär und Verlagsbesitzer, der als linksradikaler Kämpfer in den Untergrund ging, und übernahm schließlich das Unternehmen, das heute ein Viertel des italienischen Buchmarkts beherrscht. [Weiterlesen…]

Kategorie: Artikel, Interviews, Italien, Lieblingstexte Stichworte: Baden-Württemberg, Buch, Feltrinelli, Fotografie, Heidelberg, Italien, Journalist, Juden, Lesen, Mailand, Mattioli, Nationalsozialismus, Reporter, Rote Brigaden, Sandro, Sandro Mattioli, Universität, Widerstand

Dunkelbunt

3. Mai 2011 von S M

Durch die Ortsmitte rollten früher Panzer, gefolgt von dunkelbunt angemalten Soldaten. Foto: Martin Storz

Obereisesheim, 5.10.2011, Kontext: Wochenzeitung

Alle paar Jahre kam der Krieg in meine Kindheit. Kettenrasseln und Motorengeknatter kündigten ihn an; in der Küche klirrte das Geschirr, wenn die Militärmaschinerie einrollte. Wir eilten dann zur Dorfstraße, standen im Pulk und beobachteten neugierig die Panzer. Manche winkten. Wir Kinder waren fasziniert, aber ehrlich gesagt wussten wir nicht warum. War es die schiere Größe? Die Abwechslung? Ich weiß es nicht. Mir jedenfalls hatte man nie Panzermodelle und Maschinengewehre aus Plastik geschenkt. Das Töten war mir stets suspekt – und sei es auch nur als Spiel.

Der Krieg bei uns im Ort war ebenfalls nur ein Spiel, auch wenn die Soldaten echt waren.
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Kategorie: Lieblingstexte Stichworte: Baden-Württemberg, Frieden, Friedensbewegung, Heilbronn, Journalist, Manöver, Mattioli, Militär, Mutlangen, Nato, Nato-Doppelbeschluss, Ostermarsch, Panzer, Pershing, Pflugscharen, raketenbasis, Reporter, Sandro, Sandro Mattioli, Schwerter, Sicherheit, Sicherheitspolitik, Tarnfarbe, Uniform, Wald

Kruzifix! Ein Michelangelo

3. April 2011 von S M

Rom, 20.4.2011, Kontext: Wochenzeitung

Eine Weltsensation, sagt Pater Heinrich Wilhelm Pfeiffer, gebürtiger Tübinger und Kunstexperte an der Gregoriana-Universität in Rom. Pfeiffer ist sich sicher: Eine Christusfigur, die nach 500 Jahren wieder aufgetaucht ist, soll von Michelangelo stammen. Um das Kunstwerk rankt sich eine lange Geschichte: Einst soll die Figur im Schutt einer Kirche gelegen haben, und nun interessiert sich offenbar auch die Mafia für sie. Oder doch nicht? [Weiterlesen…]

Kategorie: Italien, Lieblingstexte, Mafia Stichworte: 'ndrangheta, Clan, Experte, Fälschung, Italien, Jesuit, Journalist, Kunst, Kunstmarkt, Mafia, Mattioli, Michelangelo, Pater, Reporter, Rom, Sandro, Sandro Mattioli, Skulptur, Tübingen, Vatikan

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