Treten wir einmal einen Schritt zurück und schneiden von dem, was im Fall des Kemptener Leiters der Drogenfahndung, Armin N., bekannt ist, alles ab, was für meine Fragestellung unwichtig ist. Lassen wir SM-Vorlieben eines Beamten, die hier und im Übrigen nirgendwo etwas zur Sache tun, außer Acht , beachten wir auch die Gewalttätigkeit des Angeklagten gegenüber seiner wehrlosen Ehefrau nicht, der ihr androhte, sie zu töten, und sie zu Sex zwang. Greifen wir ein nicht nur für den Angeklagten brisantes Factum heraus: Im Schrank des Leiters der Drogenfahndung einer deutschen Polizei wurden 1,854 Kilogramm Kokainverschnitt gefunden. Ein Hammer! Aber was noch viel mehr der Hammer ist, ist wie mit dem Fall dann umgegangen wird. [Weiterlesen…]
Mafioso außer Dienst
Du musst wissen, welcher Knopf der richtige ist. Es ist eine typische italienische Klingelanlage: mattsilberne, runde Knöpfe, auf den Schildern daneben sind Namen eingraviert. «Bonaventura» brauchst du gar nicht erst zu suchen. Doch neben einem Knopf klebt ein handbeschriebener Zettel mit einem anderen Namen, seinem Tarnnamen. Es wirkt, als würde jemand hier nur für ein paar Wochen leben, vorübergehend. Der Zettel hängt jedoch seit Monaten. Diesen Knopf drückst du.
Irgendwo in Süditalien, Juni 2013, Reportagen
Ein Summen, ein kurzes Knattern, die Tür fällt hinter dir krachend ins Schloss, und du bist in einem Hauseingang: auf festem Marmor, die Wände sind ebenfalls marmorgefliest, bis ganz nach oben, die Decke ist freundlich gestrichen. Die Tür zum Aufzug stemmt sich wie jede Aufzugstür zunächst gegen das Aufziehen, dann kommt sie dir mit Schwung entgegen. Du drückst ein weiteres Mal auf einen Knopf, diesmal einen schwarzen, fährst einige Stockwerke nach oben und stehst vor einer Tür, einer normalen italienischen Wohnungstür in einem normalen italienischen Wohnhaus; sie scheint aus Holz zu sein, ist aber aus Metall. Diese hier ist sogar eines jener Modelle, die beim Schließen mehrere Riegel in den massiven Türrahmen treiben, weil in Italien doch so viel gestohlen wird. Vor Schüssen aber schützt sie nicht. [Weiterlesen…]
Es war einmal in Kalabrien
Der staatlichen HSH Nordbank droht der nächste Skandal. Das Institut hat einen Windpark im Süden Italiens finanziert, den die Behörden beschlagnahmt haben. Der Verdacht: ein Geldwäsche-Projekt der Mafia. Es geht um rund 200 Millionen Euro.
Isola di Capo Rizzuto/ Hamburg, Oktober 2012, Stern
Das Verkehrsschild sollte einmal vor kreuzenden Kühen warnen. Inzwischen ist es von Patronenkugeln durchsiebt, und es kündet so von ganz anderen Gefahren: Hier regiert die Gewalt. Es steht an einer löchrigen Straße mitten in Kalabrien. Sie verbindet das Örtchen Isola di Capo Rizzuto mit der Provinzhauptstadt Crotone. Das graue Asphaltband schlängelt sich zwischen 48 Windrädern hindurch. Hier, tief im Süden von Italien, ist in den vergangenen fünf Jahren einer der größten Windparks des Landes entstanden.
Wenn man die 96-Megawatt-Anlage besichtigt oder gar fotografiert, dann kommt ein grauer Volvo-Kombi angefahren. Ein Mann, grauhaarig, das Hemd leger aufgeknöpft, lässt die Scheibe runter, beugt sich herüber. Er wartet darauf, dass man ihn ansieht. „Tun Sie sich nicht weh“, sagt er dann. Es sind fürsorgliche Worte, doch sie klingen wie eine Drohung. Hinsehen ist hier nicht erwünscht. [Weiterlesen…]
Kruzifix! Ein Michelangelo
Rom, 20.4.2011, Kontext: Wochenzeitung
Eine Weltsensation, sagt Pater Heinrich Wilhelm Pfeiffer, gebürtiger Tübinger und Kunstexperte an der Gregoriana-Universität in Rom. Pfeiffer ist sich sicher: Eine Christusfigur, die nach 500 Jahren wieder aufgetaucht ist, soll von Michelangelo stammen. Um das Kunstwerk rankt sich eine lange Geschichte: Einst soll die Figur im Schutt einer Kirche gelegen haben, und nun interessiert sich offenbar auch die Mafia für sie. Oder doch nicht? [Weiterlesen…]