SANDRO MATTIOLI

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Mafioso außer Dienst

3. Juni 2013 von S M

Du musst wissen, welcher Knopf der richtige ist. Es ist eine typische italienische Klingelanlage: mattsilberne, runde Knöpfe, auf den Schildern daneben sind Namen eingraviert. «Bonaventura» brauchst du gar nicht erst zu suchen. Doch neben einem Knopf klebt ein handbeschriebener Zettel mit einem anderen Namen, seinem Tarnnamen. Es wirkt, als würde jemand hier nur für ein paar Wochen leben, vorübergehend. Der Zettel hängt jedoch seit Monaten. Diesen Knopf drückst du.

Irgendwo in Süditalien, Juni 2013, Reportagen

Ein Summen, ein kurzes Knattern, die Tür fällt hinter dir krachend ins Schloss, und du bist in einem Hauseingang: auf festem Marmor, die Wände sind ebenfalls marmorgefliest, bis ganz nach oben, die Decke ist freundlich gestrichen. Die Tür zum Aufzug stemmt sich wie jede Aufzugstür zunächst gegen das Aufziehen, dann kommt sie dir mit Schwung entgegen. Du drückst ein weiteres Mal auf einen Knopf, diesmal einen schwarzen, fährst einige Stockwerke nach oben und stehst vor einer Tür, einer normalen italienischen Wohnungstür in einem normalen italienischen Wohnhaus; sie scheint aus Holz zu sein, ist aber aus Metall. Diese hier ist sogar eines jener Modelle, die beim Schließen mehrere Riegel in den massiven Türrahmen treiben, weil in Italien doch so viel gestohlen wird. Vor Schüssen aber schützt sie nicht. [Weiterlesen…]

Kategorie: Italien, Lieblingstexte, Mafia, Reportagen Stichworte: 'ndrangheta, Bande, Camorra, Clan, Cosa Nostra, geheim, Italien, Journalist, Kalabrien, Kronzeuge, Mafia, Mattioli, Mord, Omerta, Pentito, Reportagen, Reporter, Sandro, Sandro Mattioli, Sicherheit, Staatsanwalt, verfolgt

Dunkelbunt

3. Mai 2011 von S M

Durch die Ortsmitte rollten früher Panzer, gefolgt von dunkelbunt angemalten Soldaten. Foto: Martin Storz

Obereisesheim, 5.10.2011, Kontext: Wochenzeitung

Alle paar Jahre kam der Krieg in meine Kindheit. Kettenrasseln und Motorengeknatter kündigten ihn an; in der Küche klirrte das Geschirr, wenn die Militärmaschinerie einrollte. Wir eilten dann zur Dorfstraße, standen im Pulk und beobachteten neugierig die Panzer. Manche winkten. Wir Kinder waren fasziniert, aber ehrlich gesagt wussten wir nicht warum. War es die schiere Größe? Die Abwechslung? Ich weiß es nicht. Mir jedenfalls hatte man nie Panzermodelle und Maschinengewehre aus Plastik geschenkt. Das Töten war mir stets suspekt – und sei es auch nur als Spiel.

Der Krieg bei uns im Ort war ebenfalls nur ein Spiel, auch wenn die Soldaten echt waren.
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Kategorie: Lieblingstexte Stichworte: Baden-Württemberg, Frieden, Friedensbewegung, Heilbronn, Journalist, Manöver, Mattioli, Militär, Mutlangen, Nato, Nato-Doppelbeschluss, Ostermarsch, Panzer, Pershing, Pflugscharen, raketenbasis, Reporter, Sandro, Sandro Mattioli, Schwerter, Sicherheit, Sicherheitspolitik, Tarnfarbe, Uniform, Wald

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