Dieser Tage kommt ein neues Buch in den Buchhandel, das ich gemeinsam mit Francesco Bianco geschrieben habe, einem Linguisten und Freund von mir. Wir haben dafür 150 Redewendungen gesammelt, die im Italienischen oft benutzt werden, ihre Entstehung beleuchtet und dazu passende Informationen über Italien danebengestellt.
Am Anfang dachte ich, dass die Arbeit an diesem Buch etwas dröge werden könnte. Doch ich war bald vom Gegenteil überzeugt, und wie. Schon bei der Vorbereitung der Auflistung von Redewendungen merkten Francesco und ich, wie viel von einer Kultur und Gesellschaft in der Sprache steckt. Es klingt blöd, aber stellenweise arbeiteten wir uns fast in einen Rausch – und der lag nicht am hervorragenden tschechischen Bier, das wir dazu konsumierten. Sondern daran, dass es richtig Spaß machte, Italien über seine Redewendungen zu beschreiben. Scendere in campo (Die (politische) Bühne betreten) als eine Wendung, die Silvio Berlusconi dem Land vermacht hat; Ogni scarrafone è bello a mamma sua ( Jedem gefällt, was seines ist) – der Titel eines Liedes von Pino Daniele, der zu einem geflügelten Wort geworden ist; Non dire »gatto«, se non ce l’hai nel sacco! (Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben) von Giovanni Trappatoni, einem Fußballtrainer, der nicht nur in Deutschland unvergessliche Ausdrücke geschaffen hat. Wir stießen auf viele Vorzüge Italiens und lasen aus der Sprache auch Nachteile heraus, etwa die geringe Rolle, die Frauen spielen. Selbst eine Fixierung auf Sexuelles wurde deutlich: der Teil mit Redewendungen in diesem Bereich ist einer der größten des Buchs. Wir hoffen, das Lesen macht genauso viel Spaß wie das Schreiben. Und auch, dass manch versteckte humoristische Einlage nicht unbemerkt bleibt…
Kruzifix! Ein Michelangelo
Rom, 20.4.2011, Kontext: Wochenzeitung
Eine Weltsensation, sagt Pater Heinrich Wilhelm Pfeiffer, gebürtiger Tübinger und Kunstexperte an der Gregoriana-Universität in Rom. Pfeiffer ist sich sicher: Eine Christusfigur, die nach 500 Jahren wieder aufgetaucht ist, soll von Michelangelo stammen. Um das Kunstwerk rankt sich eine lange Geschichte: Einst soll die Figur im Schutt einer Kirche gelegen haben, und nun interessiert sich offenbar auch die Mafia für sie. Oder doch nicht? [Weiterlesen…]
Die unbekannten Flugobjekte
Wenn Vogelschwärme über den Himmel ziehen, scheint es, als hätte eines der Tiere das Kommando. Doch in Wahrheit organisiert der Schwarm sich selbst.
Rom, Februar 2009, Bild der Wissenschaft
Wenn Andrea Cavagna aus dem Fenster seines Büros schaut, sieht er den Hauptbahnhof von Rom. Im Herbst drehen dort oft Starenschwärme ihre Pirouetten. Tagsüber machen sie die Umgebung der italienischen Hauptstadt unsicher, für die Nacht kehren sie ins Zentrum zurück. Bevor sich die Tiere auf ihre Schlafbäume setzen, tanzen sie am Himmel. Dann kann Andrea Cavagna mitten in Rom Bilder sehen wie die hier abgedruckten Fotos.
Cavagna ist Vogelforscher, aber ein untypischer: Statt Wanderschuhen und Allwetterjacke trägt er elegante Wollpullover und Jeans. Er ist auch nicht Biologe, sondern Physiker. An den Wänden seines Büros hängt eine Tafel, voll geschrieben mit komplizierten Vektorgleichungen. [Weiterlesen…]