SANDRO MATTIOLI

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Der Kemptener Koksskandal nimmt kein Ende…

26. Februar 2018 von S M

Gleich steht in Kempten Stefan Albanesi vor Gericht. Er hatte die Kemptener Polizei in Teilen als kriminell und korrupt bezeichnet und muss sich nun wegen dieser Aussage verantworten. Albanesi hatte mich als Zeugen laden lassen, der Richter, der die Verhandlung führen wird, hat dies aber abgelehnt, ohne ihn darüber zu informieren. Genauso wie alle anderen Entlastungszeugen, die Albanesi laden lassen wollte. Auch ein Pflichtbeistand ist ihm versagt geblieben.
Abgesehen davon, dass ich der festen Überzeugung bin, dass eine solche Aussage durch die Meinungsfreiheit gedeckt ist (analog zu der Aussage „Soldaten sind Mörder“), habe ich Albanesi eine eidesstattliche Erklärung zukommen lassen mit dem folgenden Wortlaut:

Erklärung an Eides statt

Ich, Sandro Mattioli, geboren am XX.XX.XXXX in Heilbronn-Neckargartach, ledig, tätig als Journalist mit einem Schwerpunkt auf Organisierte Kriminalität, erkläre an Eides statt:
Für das Magazin Stern habe ich über einen längeren Zeitraum über den Kokainfund im Büro des Leiters der Kemptener Drogenfahndung berichtet. Ich habe dabei mit einer Vielzahl von sachverständigen und involvierten Personen gesprochen. Deren Identität werde ich mit Verweis auf den Quellenschutz nicht nennen. Allerdings erkläre ich Folgendes:

– Eine von der Kemptener Justiz als Drogendealer belangte Person bestätigte mir persönlich, dass sie von Mitgliedern der Kemptener Polizei vor Polizeieinsätzen gegen sie gewarnt worden ist. Die Quelle nannte mir die Namen dreier Polizisten, die Warnungen überbracht haben. Diese Darstellung wird vermutlich auch von einem TKÜ-Protokoll bestätigt – vermutlich deshalb, weil ich von der Existenz dieses Protokolls über eine andere Quelle Kenntnis erlangt habe, es mir aber nicht vorliegt.

– Ein weiterer Drogendealer war nach eigenen Angaben um Kokain angefragt worden. Da der Mann über keine Bezugsquelle verfügte, fragte er einen weiteren Drogendealer, mit dem er eng zusammenarbeitete. Diese Person nannte „die Polizei“ (in Kempten) als seine „Conni“, also seine Lieferconnection. Daraufhin lehnte der angefragte Dealer den Handel ab.
– Nach Angaben mehrerer, sehr glaubwürdiger Quellen entspricht weder der offiziell berichtete Auffindeort bzw. die Umstände noch die Menge des im Büro des Drogenfahnders aufgefundenen Kokains den tatsächlichen Begebenheiten.

– Eine qualifizierte Quelle berichtete mir, dass ein Polizist mit mehreren hundert Iphones ungewisser Herkunft gedealt hat, Geräte seien auch innerhalb der Polizei verkauft worden. Auch diese Information wurde anderweitig bestätigt – nicht, was die genaue Anzahl anbelangt, wohl aber in Bezug auf den Sachverhalt.

Für weitere Nachfragen stehe ich zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen,

Sandro Mattioli

PS: Die Erklärung wurde heute im Gerichtsprozess verlesen – allerdings nur der allgemeine Teil. Die Spiegelstriche, und damit die inhaltlich relevanten Teile, wurden nicht wiedergegeben. Stattdessen nahm der Richter das Dokument zu den Unterlagen mit dem Hinweis, das Dargelegte tue nichts zur Sache.

Kategorie: Blog, Mafia Stichworte: Drogenfahndung, Kempten, Kokain

Der zum Skandälchen gemachte Kemptener Koksskandal

28. Januar 2015 von S M

Treten wir einmal einen Schritt zurück und schneiden von dem, was im Fall des Kemptener Leiters der Drogenfahndung, Armin N., bekannt ist, alles ab, was für meine Fragestellung unwichtig ist. Lassen wir SM-Vorlieben eines Beamten, die hier und im Übrigen nirgendwo etwas zur Sache tun, außer Acht , beachten wir auch die Gewalttätigkeit des Angeklagten gegenüber seiner wehrlosen Ehefrau nicht, der ihr androhte, sie zu töten, und sie zu Sex zwang. Greifen wir ein nicht nur für den Angeklagten brisantes Factum heraus: Im Schrank des Leiters der Drogenfahndung einer deutschen Polizei wurden 1,854 Kilogramm Kokainverschnitt gefunden. Ein Hammer! Aber was noch viel mehr der Hammer ist, ist wie mit dem Fall dann umgegangen wird. [Weiterlesen…]

Kategorie: Blog Stichworte: 'ndrangheta, Allgäu, Bestechung, Clan, Drogenfahndung, Gastwirt, Giorgio, Kempten, Kokain, Korruption, Mafia, Neu-Ulm, Polizei

Mafia

Die Themen Mafia und Antimafia nehmen breiten Raum in meiner Arbeit ein: als investigativer Journalist recherchiere ich zu den Aktivitäten der Italienischen Organisierten Kriminalität in Deutschland und Europa und veröffentliche dazu im TV und in bedeutenden Magazinen. Auch für Interviews werde ich immer wieder angefragt. Als Referent halte ich Vorträge und nehme an Podiumsdiskussionen teil. Als Consultant trage ich zum Gelingen von Film- und Serienproduktionen bei. Als Aktivist bin ich für mafianeindanke aktiv, dem wichtigsten deutschen Verein zum Kampf gegen Mafia und Organisierte Kriminalität: Ich berate die Politik und betreibe mit meinen Kolleg*innen Advocacy. Uns ist es so gelungen, bedeutende Verbesserungen in der Bekämpfung von Mafia-Clans in Deutschland zu erreichen. Wir analysieren zudem die Entwicklung in diesem Feld, sensibilisieren und entwickeln best practices. Bei unseren Bemühungen greifen wir auch zu ungewöhnlichen Mitteln und haben etwa dazu beigetragen, dass ein Tatort sich mit dem Thema Mafia befasst.

Wer zur Mafia und ihren Aktivitäten in Deutschland recherchiert, muss unter anderem wegen der geltenden Rechtslage mit Misserfolgen leben: sie schützt de facto die Gangster. Ein besonders eklatantes Scheitern war die Recherche zum Kokainhandel in Kempten. Niemand wollte meine Ergebnisse drucken, wohl aus Angst vor den Konsequenzen. Immerhin ergaben meine Recherchen, dass Polizisten mit Rauschgift dealten.

Kronzeugen sind wichtig für den Kampf gegen die Organisierte Kriminalität. Doch selbst in Italien, das die fortschrittlichsten Rechtsinstrumente für das Vorgehen gegen die Mafia hat, ist ihr Schutz lückenhaft, wie der ehemalige Boss des ’ndrangheta-Clans Vrenna Bonaventura Luigi Bonaventura und seine Familie am eigenen Leib erfahren mussten.

Deutschland ist für sehr viele kriminelle Organisationen eines der bevorzugten Länder für Geldwäsche. Einen besonders eklatanten Fall habe ich für den Stern aufgedeckt: die HSH Nordbank und damit eine ehemalige Landesbank hat mit dem südkalabrischen Arena-Clan kooperiert und einen Windpark für die Mafiosi finanziert. Erst ein Jahr nach meiner Veröffentlichung haben sich die hiesigen Sicherheitskräfte bequemt, wirklich aktiv zu werden.

Frauen wurden lange Zeit als unbedeutend für die Mafia-Organisationen betrachtet, sieht man einmal davon ab, dass sie den Nachwuchs auf die Welt bringen und im Sinne der Clans erziehen. Doch diese Sicht war falsch und hat den Kriminellen in die Hände gespielt.

Oft liest man, Mafiaclans seien wie eine Hydra: schneide man ihnen einen Kopf ab, wachse ein neuer nach. Dis musste auch der Richter Roberto Di Bella in seiner täglichen Arbeit feststellen. Allerdings bemerkte er auch, dass die Führunfskräfte der Clans immer jünger wurden. Also beschloss er, etwas zu tun.

Während meiner Recherche-Reisen habe ich mich oft gefragt, wie aussagekräftig der so genannte Mafiakuss ist. Hier eine Betrachtung dazu.

Ein Clan, der in Italien Journalisten sogar im Gerichtssaal bedroht, organisiert seinen globalen Kokainhandel auch von Deutschland aus. Dass es sich bei den Drogenhändlern um Mafiosi handelt, interessiert in Deutschland niemanden.

Ein weiteres interessantes Beispiel für das Wirken der ’ndrangheta in Deutschland ist der Verkauf der Nachrichtenagentur ddp. Er platzte nicht zuletzt wegen der Mitwirkung einiger auch deutscher Mafia-Verdächtiger.

Eine besonders bittere Recherche: Ein junger Mann in Hechingen könnte noch leben, wenn die deutschen Behörden einen Haftbefehl aus Italien gegen ein Mitglied eines Drogenhändlerrings anerkannt hätten.

Meine Recherchen sind oft sehr aufwändig. Wenn Sie mich in meiner Arbeit unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier, um zu meiner paypal-Seite zu gelangen. Vielen Dank!

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