…wird der Tatort gezeigt, für den ich als Berater tätig war. Am Wochenende war der Film allerdings schon in einer Preview beim Sommerfestival des SWR in Mainz zu sehen. Da ich nicht hingehen konnte, hat ihn mir der Drehbuchschreiber Patrick Brunken dankenswerterweise vorher in einer Privatvorführung gezeigt, daraus auch das Bild. ich finde, Patrick hat eine wunderbare, sehr realitätsnahe Vorlage geschrieben, Roland Suso Richter daraus einen spannenden Thriller gedreht. Ich freue mich, an der Produktion beteiligt gewesen zu sein und auch dass die Hauptfigur meinen (Vor-)Namen trägt.
Geht ihnen ans Geld!
Was gestern Abend in Paris geschehen ist, ist furchtbar. Vor allem, weil es ein Angriff auf einen Lebensstil ist, dem nichts Böses innewohnt. Es ist nicht verwerflich, ein Fußballspiel anzuschauen, ein Konzert zu besuchen, ins Restaurant zu gehen. Wer diesen Lebensstil angreift, greift unser aller Leben an. Furchtbar ist dieser Angriff auch, weil weit über hundert Menschen ihr Leben lassen mussten. Einfach nur, weil sie lebten, wie man in unserem Kulturkreis lebt, wie man an den meisten Orten der Welt lebt, wie man heutzutage lebt. Und weil Verblendete die Botschaft des Islam ins Perverse verkehren
Noch während in Paris die Attentäter in ihrer Schande wüteten, wurden erste Stimmen laut, die eine Verbindung zwischen den von Vertretern des Islamischen Staates ausgeführten Morden und den nach Europa kommenden Flüchtlingen herstellten. Inzwischen setzt sich jedoch die Sicht durch, dass diese Menschen vor genau dieser Gruppe, die in Paris als Schlächter auftrat, fliehen. Und es ist auch offensichtlich, dass Isis-Attentäter, so sie nach Europa kommen wollen, keine Flüchtlingswelle brauchen, sondern oftmals auf der Heimreise von Syrien und Irak nur ihren deutschen/britischen/italienischen etc. Pass. Eine Struktur, die Krieg in mehreren Ländern führt, benötigt sicher keine Flüchtlingsbewegungen, um ihre Leute nach Europa zu schleusen, das können sie alleine.
Was sie aber braucht, ist Geld. Und hier gibt es sehr wohl Zusammenhänge mit der Flüchtlingsbewegung. [Weiterlesen…]
Das Grau in den Blick nehmen
Heute ist mein Kommentar zur Eröffnung des Hauptverfahrens gegen die Mitglieder der Mafia Capitale im Neuen Deutschland erschienen:
Heute beginnt in Rom das Hauptverfahren in einem bemerkenswerten Gerichtsprozess: 46 Mitglieder und Unterstützer der »Mafia Capitale« müssen sich dafür verantworten, dass sie mit Bestechungsgeldern öffentliche Aufträge erlangt haben: angefangen bei der Betreuung von Senioren und Flüchtlingen bis hin zu Bauaufträgen. Der Name der Bande ist insofern irreführend, wie die römischen Kriminellen nur losen Kontakt mit angestammten Mafiaorganisationen hatten. Sie sind eher als unabhängige Gruppe mit rechtsradikalen Führern zu sehen.
Dieses Verfahren zeigt, dass es keineswegs nur die angestammten Clans sind, die in einer parasitär bis symbiotischen Beziehung mit ihrem Heimatland leben – parasitär, indem sie mit ihrem Schmiergeld korrekt arbeitende Unternehmen verdrängen, symbiotisch, weil die Politiker, die die Kriminellen begünstigen, mitprofitieren. Im Gegenteil: Es gibt in Italien neben ausländischen Gruppierungen der organisierten Kriminalität eben auch einheimische Gruppen. Sie kopieren die klassische Mafia, gehören aber nicht zu ihr.
Solche Strukturen wachsen, wo es keinen Kontrolldruck gibt. [Weiterlesen…]
Stefan Weber (1960-2015)
Stefan Weber steht im Zentrum des vierten Teils des Buches „Die Müllmafia“ von meinem Co-Rechercheur Andrea Palladino und mir. Leider hat uns die folgende Nachricht erreicht:
„Liebe Freunde, Partner, MitarbeiterInnen und alle, die Stefan gekannt und geschätzt haben
Fassungslos müssen wir Euch mitteilen, dass Stefan Weber am 30. August 2015 am späten Abend verstorben ist. Mit nur 54 Jahren wurde er mitten aus dem Leben gerissen. Bis zum Schluss war er voller Ideen und Pläne für seine beruflichen und privaten Projekte und so voller Lebenslust und Lebensfreude, wie wir ihn alle gekannt haben. Die Trauer und der Abschied haben erst begonnen, die Lücke, die er hinterlässt wird kaum zu schliessen sein.
Stefan war an vielen verschiedenen Orten tätig und so gibt es in verschiedenen Ländern Menschen, die um ihn trauern. Für seine Mitarbeiter stellen sich auch Fragen nach dem Wie weiter. Wir bitten Euch alle, seine Ideen und Projekte vorläufig weiter zu führen als wäre er noch unter uns. Das wäre zweifellos auch in seinem Sinne.
In grosser Trauer
Wanda, Cinzia, Maja“
Mit Stefan Weber ist ein bewunderswerter Mensch gestorben: einer, der sich mutig gegen jede Widrigkeit stellte, stets der Aufklärung verpflichtet und dem Umweltschutz. Ein aufrechter Mann, der sich keinen falschen Autoritäten beugte. Er unterwarf sich nur seinem Gewissen, war klar und deutlich in seinen fundierten Urteilen – und doch immer für einen – oftmals auch politisch unkorrekten – Scherz gut. Kämpfer und Nonkonformisten wie er fehlen.
Wir, Andrea Palladino und Sandro Mattioli, verneigen uns vor Stefan Weber und seiner Lebensleistung. Sein aufopferungsvoller Kampf gegen die kriminellen Müllentsorger verdient Hochachtung. Seine Aktivitäten, egal, ob er sich an Schiffe festkettete, politisch kämpfte oder Informationen sammelte, hat die Gesundheit vieler Menschen gerettet, wenn nicht gar das Leben. Er und andere Mitstreiter haben dazu beigetragen, die Welt für ohnehin schon Entrechtete etwas besser zu machen.
… wieder am Bodensee
Wieder gab es eine Razzia, und wieder waren die Festnahmen im Bodensee-Raum. Als erstes hat übrigens das italienische Magazin Narcomafie über den Fall berichtet, Kompliment an die Kollegen für die rasche Arbeit. Hier ein Link zu meinem Text für Stern.de: „Deutschland ist ein Mafia-Land“. Zutreffende Überschrift, werte Stern.de-Redaktion!
Der Froschkönig
Nein, nicht. Noch nicht. Andon Shakaj hält den Türgriff seines schweren Geländewagens in der Hand und macht keine Anstalten, die Tür zuzustoßen. Der V6-Motor rumort schon eine Weile nicht mehr, der Wagen ist im asphaltierten Hof des Fabrikgeländes zum Stehen gekommen, doch der kleine Mann daneben bewegt sich keinen Schritt. Eigentlich könnte er jetzt vorangehen, durch das Rolltor, könnte die versprochene Besichtigung der Froschschenkelfabrikation beginnen. Shakaj aber, dem hier alles gehört, hat einen anderen Plan. Hier, hinter beige gestrichenen Betonmauern mit wenigen Fenstern verborgen, wird eine Delikatesse hergestellt, eine Delikatesse, die in Italien und Frankreich die Gourmets glücklich macht. Doch Shakaj will seinen Stolz lieber nicht zeigen. Er will weg. „Steigen wir ein, ich möchte Euch wo hinbringen“, sagt er. Man widerspricht ihm nicht, keiner tut das.
Novoselë, Albanien Juli 2013, Beef
Shakaj setzt den Fuß wieder auf das Trittbrett des Nissans und schwingt seinen kleinen Bauch in die Höhe. Der bullige Kasten soll wohl unterstreichen, wer hier der Chef ist, vielleicht seine sanftmütige Erscheinung übertünchen. Jedenfalls dreht Shakaj den Zündschlüssel im Schloss, der Motor röhrt, irgendetwas quietscht. [Weiterlesen…]