Stuttgart, 9.11.2011, Kontext: Wochenzeitung
Wie einen Kraken, der Kinder aus Familien reißt und ins Heim steckt, stellen sich viele das Jugendamt vor. Was die Mitarbeiter der städtischen Behörde aber wirklich machen, weiß kaum jemand. Häufig kümmern sie sich um krasse Fälle. Hartmut Gerger unterstützt Eltern, die sich überfordert fühlen. Gerger ist Sozialpädagoge und arbeitet im Stuttgarter Süden; wir haben ihm bei seiner Arbeit über die Schulter geschaut.
Hartmut Gerger lacht gern und viel. So ein Lachen verrät viel über einen Menschen. Es kann offen sein und freundlich und dazu einladen, sich näherzukommen. Es kann scharfe Zähne freilegen, kann verletzen. Es kann aufgesetzt sein, dann blicken die Augen hart, und Fröhlichkeit erstarrt zur Maske. Hartmut Gergers Lachen ist vor allem stark. Selten laut, immer vornehm, und meistens trägt es etwas Mitfühlendes in sich. Nur an diesem Abend lacht Hartmut Gerger nicht. Der Sozialpädagoge, 46 Jahre alt, Mitarbeiter im Stuttgarter Jugendamt, gibt sich der Realität geschlagen. „Nach einem Tag wie diesem möchte ich am liebsten ein Weizenbier trinken gehen“, sagt er.
Gerger sitzt an dem kleinen, runden Tisch in seinem Büro im Stuttgarter Süden. Hierher kommen Menschen, die Rat suchen oder Hilfe brauchen: Eltern, die ihre Kinder vernachlässigen, Mütter, die mit der Erziehung ihrer Kinder überfordert sind. Manchmal haben sie Kinder dabei, die mit der Erziehung ihrer Eltern überfordert sind. Oft ist Gewalt im Spiel. [Weiterlesen…]