SANDRO MATTIOLI

Reporter, Autor und Referent

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Kommt jetzt endlich Licht ins Dunkel?

15. Mai 2014 von S M

Ilaria Alpi in Somalia. Die Screenshots wurden von den Originalvideos abfotografiert, daher die schlechte Qualität. Screenshot: Sandro Mattioli
Ilaria Alpi in Somalia. Die Screenshots wurden von den Originalvideos abfotografiert, daher die schlechte Qualität. Screenshot: Sandro Mattioli

In wenigen Stunden werden in Italien die bisher geheim eingestuften Dokumente zum Tod der Journalistin Ilaria Alpi freigegeben. Ich habe den Fall in meinem Buch „Die Müll-Mafia“ geschildert.

Alpi war gemeinsam mit ihrem Kameramann Miran Hrovatin in Somalia erschossen worden, weil sie einem Zusammenhang zwischen italienischer Entwicklungshilfe, dem Waffenhandel und der Entsorgung hochgiftiger europäischer Abfälle auf die Spur gekommen war. Die Hintermänner dieser Tat wurden nie ermittelt, Recherchen blockiert, Gerichtsprozesse manipuliert und parlamentarische Untersuchungskommissionen ad absurdum geführt.

Ein Bild von Ilaria Alpis letztem Interview: Die Journalistin im Gespräch mit dem Piratenboss Omar Said Mugne. Screenshot: Sandro Mattioli
Ein Bild von Ilaria Alpis letztem Interview: Die Journalistin im Gespräch mit dem Piratenboss Omar Said Mugne. Screenshot: Sandro Mattioli

Dieses Bild hier zeigt sie bei ihrem letzten Interview mit einem Boss der lokalen Piratengruppe in Bosaso, einem Hafenstädtchen. Dort lag in jenen Tagen auch ein von Piraten gekapertes Schiff am Kai und damit möglicherweise der Beweis für die Richtigkeit von Ilaria Alpis Recherchen. Sie hatte herausgefunden, dass mit italienischen Entwicklungshilfegeldern Schiffe angeschafft wurden, die aber nicht ihrem eigentlichen Bestimmungszweck dienten und somalischen Fisch nach Europa liefern sollten, um so die Wirtschaft des darnieder liegenden Landes in Gang zu bringen. Nein, diese Schiffe transportierten vor allem Waffen und Abfälle nach Afrika, verfügten zum Teil noch nicht einmal über Kühlanlagen für Fisch. Als Gegenleistung für die Belieferung mit Waffen nahm Somalia hochgiftige Abfälle an, die dann vor der Küste des Landes ins Meer geworfen wurden oder sogar an Land vergraben. Es gibt sogar Berichte darüber, dass Italiener einen von deutschen Entwicklungshelfern angelegten Brunnen sprengten, um einen neuen ausgraben und dabei Giftmüll entsorgen zu können.

Ein Teil von Ilaria Alpis Gepäck verschwand auf dem Rücktransport nach Italien, obwohl die Tüte, in der es sich befand, versiegelt worden war. Viele Videoaufnahmen, die Miran Hrovatin und sie in Somalia aufgenommen hatten, sind bis heute verschwunden. Im Archiv des italienischen Parlaments sind einige Videoaufnahmen gelagert, aus denen die hier gezeigten Screenshots gefertigt wurden. Die Timecodes der Aufnahmen sind nicht stimmig, und auf einem Band blitzt plötzlich diese Aufnahme hervor: die eines Maschinengewehrs auf einem somalischen Markt. Offensichtlich recherchierte sie also tatsächlich zum Thema Waffen.

Ein Maschinengewehr wird auf einem Markt in Somalia angeboten. Screenshot: Sandro Mattioli
Ein Maschinengewehr wird auf einem Markt in Somalia angeboten. Screenshot: Sandro Mattioli

Die Mutter von Ilaria Alpi, Luciana Alpi, wartet noch heute darauf, dass die Mörder ihrer Tochter verurteilt werden. Seit Jahren kämpft sie dafür, endlich denjenigen in die Augen schauen zu können, die für den Tod ihrer Tochter verantwortlich sind beziehungsweise die sie ermordet haben. Ich hoffe, dass die Veröffentlichung der Akten, immerhin rund 2000 Dossiers, Licht in dieses dunkle Kapitel der italienischen Geschichte bringt, denn auch die italienischen Geheimdienste sind in diese Affäre verwickelt.

Der Italiener war als erster am Tatort in Mogadischu, Somalias Hauptstadt Giancarlo Marocchino zeigt einem zufällig anwesenden TV-Team die Sachen von Ilaria Alpi. Screenshot: Sandro Mattioli

Auch ein Mann, der heute unbehelligt im Zentrum von Rom lebt und damals in Somalia vor Ort war und für Waffenhändler, Geheimdienste und auch Entwicklungshilfeorganisationen wie SOS Kinderdörfer arbeitete: Giancarlo Marocchino. Er war als erstes am Ort des Attentats auf die beiden Journalisten in Mogadischu. Er nahm unter anderem Ilaria Alpis kleine Fotokamera und einen Notizblock an sich. Von den Dingen fehlt bis heute jede Spur.

Möge endlich, endlich Gerechtigkeit walten.

Kategorie: Blog Stichworte: Abfall, Afrika, AK47, Bosaso, Buch, Geheimdienst, Giftmüll, Ilaria Alpi, Journalist, Killer, Kriminalität, Marocchino, Mogadischu, Mord, Müll, Müllmafia, Piraten, RAI, Somalia, Staat, Staatsfernsehen, tot, TV, Waffen, Waffenhandel

Journalismus

Ich arbeite für viele große deutsche, schweizerische und österreichische Medien: für Magazine schreibe ich Reportagen und bin Partner für Recherchen. Als Autor zeichne ich für TV-Beiträge verantwortlich, außerdem übernehme ich Auftragsrecherchen. Auch als Interview-Partner werde ich regelmäßig von deutschen Fernsehsendern und Radiostationen angefragt. Auch im Bereich von Fiction bin ich als Consultant für TV- und Plattformproduktionen aktiv.

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Als Referent werde ich aufgrund meiner profunden Kenntnisse der italienischen Mafia regelmäßig gebucht – von deutsch-italienischen Vereinen bis hin zu Wirtschaftsverbänden, die ihre Mitglieder für die Gefahren durch die Organisierte Kriminalität sensibilisieren möchten. Ich biete meinen Kunden allgemeine Informationsvorträge, aber auch speziell auf sie zugeschnittene Präsentationen, unterstützt von Film- und Tonaufnahmen aus meinem persönlichen Archiv. Zudem biete ich Politik und Unternehmen Fachberatung an.

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