So sieht es aus, wenn man einen Konkurrenten, der mit illegitimen Mitteln arbeitet, verklagt und gewinnt. Heißt leider noch lange nicht, dass man dann auch das zugesprochene Geld sieht. Gauner finden einfach immer einen Weg. Hier das Versäumnisurteil und Kostenfestsetzungsbeschluss 2015 geschw
„Bestechung wird jetzt ganz anders wahrgenommen“
Für den Newsletter des Vereins Mafia? Nein, Danke ! e.V., dessen Vorsitzender ich bin, habe ich ein Interview mit dem Korruptionsforscher Stephan Thiel geführt:
Korruption rückte in den vergangenen Jahren verstärkt ins Rampenlicht und ist auch für die Forschung ein Thema. Ein großes Verbundprojekt mit dem Titel Risikomanagement der Korruption stellt wichtige Fragen zu dem komplexen Thema. Mehrere Universitäten sind daran beteiligt. Wir sprachen mit Dr. Stephan Thiel von der Arbeitsgruppe der Universität Halle.
Herr Thiel, was macht ihre Arbeitsgruppe in Halle?
Manche Partner des Verbundprojekts erstellen allgemeine Bevölkerungsumfragen zur Wahrnehmung von Korruption, andere konzentrieren sich sehr stark auf Compliance, also auf die Einhaltung von Verhaltensmaßregeln, Gesetzen und Richtlinien durch Unternehmen. Wir analysieren in unserem Teilprojekt Korruptions-Netzwerke anhand von Ermittlungsakten. [Weiterlesen…]
Entdeckt Deutschland den Kampf gegen die OK?
Es sind spannende Zeiten derzeit für die Antimafia-Bewegung: Das Bundesfinanzministerium entdeckt plötzlich eine monströse Zahl und damit ein Thema: 100 Milliarden Euro werden pro Jahr in Deutschland gewaschen, so die Verlautbarung des Ministeriums. Die Zahl geht zurück auf eine Dunkelfeldstudie des renommierten Wissenschaftlers Kai Bussmann, Kriminologe an der Universität Halle, der im Auftrag des Bundesfinanzministeriums Interviews mit vielen Experten geführt hat. Um diese Zahl zu verdeutlichen: Man kommt auf hundert Milliarden Euro, wenn jeder Einwohner der Bundesrepublik von Baby bis Greis, 1250 Euro wäscht. Noch eine weitere Zahl zum Vergleich: der Bundestag hat im November 2015 den Haushalt für dieses Jahr verabschiedet und damit beschlossen, wie viel Geld der Staat ausgeben wird: Es sind knapp 317 Milliarden.
Natürlich ist jedes Vorgehen gegen Geldwäsche in Deutschland zu begrüßen. Auch die Abschaffung des 500-Euro-Scheines, weil er tatsächlich hauptsächlich kriminellen Zwecken dient, etwa dem Transport von Bargeld aus Italien nach Deutschland. Dieses Geld wird dann von Freunden mafianaher Personen investiert – im Übrigen sind dies oft auch deutsche, bisher unverdächtige Unternehmer. Fakt ist aber auch, dass die nun vorgestellten Maßnahmen maximal ein Feigenblatt sind, wenn sie nicht von anderen, dringend nötigen Gesetzesänderungen flankiert werden. Eine erfolgreiche Anti-Geldwäsche-Politik lässt sich nicht mit der Abschaffung einer Banknote erreichen. Sie muss auf vielen verschiedenen Feldern erfolgen, doch viel ist leider in Deutschland nicht in Sicht. Wenigstens wird an einer Verbesserung der Gesetzgebung zur Beschlagnahme gearbeitet.
Geht ihnen ans Geld!
Was gestern Abend in Paris geschehen ist, ist furchtbar. Vor allem, weil es ein Angriff auf einen Lebensstil ist, dem nichts Böses innewohnt. Es ist nicht verwerflich, ein Fußballspiel anzuschauen, ein Konzert zu besuchen, ins Restaurant zu gehen. Wer diesen Lebensstil angreift, greift unser aller Leben an. Furchtbar ist dieser Angriff auch, weil weit über hundert Menschen ihr Leben lassen mussten. Einfach nur, weil sie lebten, wie man in unserem Kulturkreis lebt, wie man an den meisten Orten der Welt lebt, wie man heutzutage lebt. Und weil Verblendete die Botschaft des Islam ins Perverse verkehren
Noch während in Paris die Attentäter in ihrer Schande wüteten, wurden erste Stimmen laut, die eine Verbindung zwischen den von Vertretern des Islamischen Staates ausgeführten Morden und den nach Europa kommenden Flüchtlingen herstellten. Inzwischen setzt sich jedoch die Sicht durch, dass diese Menschen vor genau dieser Gruppe, die in Paris als Schlächter auftrat, fliehen. Und es ist auch offensichtlich, dass Isis-Attentäter, so sie nach Europa kommen wollen, keine Flüchtlingswelle brauchen, sondern oftmals auf der Heimreise von Syrien und Irak nur ihren deutschen/britischen/italienischen etc. Pass. Eine Struktur, die Krieg in mehreren Ländern führt, benötigt sicher keine Flüchtlingsbewegungen, um ihre Leute nach Europa zu schleusen, das können sie alleine.
Was sie aber braucht, ist Geld. Und hier gibt es sehr wohl Zusammenhänge mit der Flüchtlingsbewegung. [Weiterlesen…]
Das Grau in den Blick nehmen
Heute ist mein Kommentar zur Eröffnung des Hauptverfahrens gegen die Mitglieder der Mafia Capitale im Neuen Deutschland erschienen:
Heute beginnt in Rom das Hauptverfahren in einem bemerkenswerten Gerichtsprozess: 46 Mitglieder und Unterstützer der »Mafia Capitale« müssen sich dafür verantworten, dass sie mit Bestechungsgeldern öffentliche Aufträge erlangt haben: angefangen bei der Betreuung von Senioren und Flüchtlingen bis hin zu Bauaufträgen. Der Name der Bande ist insofern irreführend, wie die römischen Kriminellen nur losen Kontakt mit angestammten Mafiaorganisationen hatten. Sie sind eher als unabhängige Gruppe mit rechtsradikalen Führern zu sehen.
Dieses Verfahren zeigt, dass es keineswegs nur die angestammten Clans sind, die in einer parasitär bis symbiotischen Beziehung mit ihrem Heimatland leben – parasitär, indem sie mit ihrem Schmiergeld korrekt arbeitende Unternehmen verdrängen, symbiotisch, weil die Politiker, die die Kriminellen begünstigen, mitprofitieren. Im Gegenteil: Es gibt in Italien neben ausländischen Gruppierungen der organisierten Kriminalität eben auch einheimische Gruppen. Sie kopieren die klassische Mafia, gehören aber nicht zu ihr.
Solche Strukturen wachsen, wo es keinen Kontrolldruck gibt. [Weiterlesen…]
Der Reichtum der Sprache
Dieser Tage kommt ein neues Buch in den Buchhandel, das ich gemeinsam mit Francesco Bianco geschrieben habe, einem Linguisten und Freund von mir. Wir haben dafür 150 Redewendungen gesammelt, die im Italienischen oft benutzt werden, ihre Entstehung beleuchtet und dazu passende Informationen über Italien danebengestellt.
Am Anfang dachte ich, dass die Arbeit an diesem Buch etwas dröge werden könnte. Doch ich war bald vom Gegenteil überzeugt, und wie. Schon bei der Vorbereitung der Auflistung von Redewendungen merkten Francesco und ich, wie viel von einer Kultur und Gesellschaft in der Sprache steckt. Es klingt blöd, aber stellenweise arbeiteten wir uns fast in einen Rausch – und der lag nicht am hervorragenden tschechischen Bier, das wir dazu konsumierten. Sondern daran, dass es richtig Spaß machte, Italien über seine Redewendungen zu beschreiben. Scendere in campo (Die (politische) Bühne betreten) als eine Wendung, die Silvio Berlusconi dem Land vermacht hat; Ogni scarrafone è bello a mamma sua ( Jedem gefällt, was seines ist) – der Titel eines Liedes von Pino Daniele, der zu einem geflügelten Wort geworden ist; Non dire »gatto«, se non ce l’hai nel sacco! (Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben) von Giovanni Trappatoni, einem Fußballtrainer, der nicht nur in Deutschland unvergessliche Ausdrücke geschaffen hat. Wir stießen auf viele Vorzüge Italiens und lasen aus der Sprache auch Nachteile heraus, etwa die geringe Rolle, die Frauen spielen. Selbst eine Fixierung auf Sexuelles wurde deutlich: der Teil mit Redewendungen in diesem Bereich ist einer der größten des Buchs. Wir hoffen, das Lesen macht genauso viel Spaß wie das Schreiben. Und auch, dass manch versteckte humoristische Einlage nicht unbemerkt bleibt…
- « Vorherige Seite
- 1
- …
- 4
- 5
- 6
- 7
- 8
- …
- 10
- Nächste Seite »