Seit mehr als zwei Jahren war dieser Vortrag geplant. In meinem Heimatort Obereisesheim und dem Nachbarort Untereisesheim gibt es einmal jährlich das so genannte Männervesper. Eingeladen sind, wie der Titel schon sagt, Männer aus den beiden Orten, es gibt Hausmacher Kost und dazu einen Vortrag zu ganz verschiedenen Themen. Für den Herbst 2020 war mein Vortrag geplant, dann kam Corona. In diesem Jahr wird es nun aber klappen, hoffentlich: am 17. November werde ich im Evangelischen Gemeindehaus in Untereisesheim über die italienische Mafia in Baden-Württemberg sprechen.
Das Thema verfolge ich inzwischen seit rund 15 Jahren. Ich habe 2009 beobachtet, wie der dann 2018 festgenommene Mafioso Mario L. aus Stuttgart Gäste für seine Ferienanlage in Kalabrien am Flughafen Bari abgeholt hat. Ich habe 2012 als erster über die Festnahmen im Bodensee-Raum berichtet, ein Thema, was damals wenig Beachtung erfuhr. Inzwischen ist das anders, wenn es zu Festnahmen in Deutschland kommt, dann klingelt mein Telefon in einem fort, das Interesse der Medien ist deutlich gewachsen.
Was allerdings weniger bekannt ist: Auch die Zahl der Mafiosi in Deutschland wächst beständig an. In Zusammenarbeit mit der Bundestagsfraktion der Grünen hat mein Verein mafianeindanke mit Kleinen Anfragen an die Bundesregierung dafür gesorgt, hier mehr Transparenz zu schaffen: Auf zuletzt 770 bekannte Mitglieder der italienischen Mafia-Organisationen und eine vermutete Dunkelziffer von 800-1000 Personen sind die Zahlen gestiegen. Ich persönlich stehe solchen Zahlen skeptisch gegenüber. Es gibt ja keine öffentliche Mitgliederliste der Mafia und zudem agieren italienische Antimafia-Staatsanwälte mit sehr viel höheren Zahlen.
Aber die Tendenz bestätigt sich mir auch so: die Aktivität der Mafia-Organisationen in Deutschland nimmt zu. Das ist gefährlich, zumal die Clans sich beileibe nicht nur in illegalen Geschäften wie Waffen- und Drogenhandel betätigen, sondern ihr schmutziges Geld in alle möglichen Geschäftszweige investieren.
Was mich aber besonders mit Sorge erfüllt ist die Tatsache, dass der Heilbronner Raum kein weißer Fleck auf der Landkarte ist. Schon vor Jahrzehnten gab es einzelne Treffer.
Inzwischen sind Mafiosi im Unterland verhaftet worden und selbst nach Neckarsulm, meine Heimatstadt, sind Bezüge erkennbar. Insofern ist ein Vortrag genau dort ein sehr wichtiger Termin für mich, denn gerade in meiner Heimat beschäftigen sich die Menschen wenig mit dem Thema Mafia, auch wenn die Lokalzeitung Heilbronner Stimme zu den Festnahmen 2021 und 2022 sehr gute Arbeit geleistet und recherchiert hat.
Ich hoffe, dass ich mit meinem Vortrag dazu beitragen kann, dass das Thema weiter in den Fokus rückt und unsere Gesellschaft vor Mafia-Einflüssen künftig besser geschützt ist. Es ist eine Herkulesaufgabe, aber irgendwann muss man ja damit anfangen.
PS: Das Bild hat meine Mutter aufgenommen und ich wünschte mir, mein Vater, ein stets aufrichtiger Mann, könnte meinen Vortrag noch miterleben.