Was mich bei meiner Arbeit am meisten fasziniert: Einblicke in eine Welt, die nach gänzlich anderen Kriterien funktioniert. Und die Gespräche, die ich bei Recherchen führen kann. So wie dieses Interview mit Carmine Schiavone, das ich im @dummymagazin platzieren konnte. Schiavone war Boss des als besonders brutal geltenden Clans der Casalesi, bevor er zum Kronzeuge wurde. Ich interviewte ihn auch für Report München zu radioaktiven Abfällen aus Deutschland, die nach Kampanien gegangen sein sollen #GERMAFIA:
– Ich möchte gerne mit Dir über Das Böse sprechen.
– Ja, das kann ich machen. Bei meiner Vergangenheit…
– Schieß los!
– Ich habe dem Bösen abgeschworen und bin Kronzeuge geworden. Aber ich habe immer noch meine Albträume, meine Frau weckt mich manchmal um zwei Uhr in der Nacht.
– Fangen wir bitte ganz von vorne an.
– Ich war Mafioso seit dem Gymnasium. Wir importierten damals Pornofilme aus Schweden, brachten anderen Clans gefälschte Rolex. Wir hatten illegale Spielcasinos und machten Schwarzgeschäfte mit Früchten. Es gab auch schon eine Organisation unten in Casale, meinem Heimatort. Ein paar Leute. Mit dem Krieg gegen die Cutolianer in den Achtziger Jahren wuchs die Gruppe.
– Du gehörtest damals schon zur neapolitanischen Camorra?
– Nein! Zur Mafia! Wir waren Mafia! Die Cosa Nostra Campana!